Nach der Niederlage gegen Hoffenheim empfing Hertha BSC dieses Mal die Borussia aus Mönchengladbach. Durch eine große Effizienz und einiges an Glück im Spielverlauf gewann der Hauptstadtklub souverän mit 3:0.
In der Anfangsphase hatten die Hauptstädter noch merkliche Probleme mit Gladbachs Spielweise: Die Fohlen stellten schon früh mannorientiert so gut wie alle Anspielstationen für die Innenverteidiger zu, liefen diese dann an und pressten darauf auch bis zum gegnerischen Torwart hin durch. Anders als bei der 1:0-Niederlage letzte Woche in Hoffenheim formierte sich Herthas Mittelfeldzentrale heute eher 2-1-mäßig, weshalb die Zuordnungen der Gladbacher so ausgelegt waren, dass Hofmann von der Zehn aus Lustenberger verfolgen konnte, Kramer Skjelbred deckte und Strobl an Kalou klebte. Auf den Außenbahnen und im Abwehrzentrum wurden die Spieler ihren natürlichen Zuordnungen zufolge gedeckt, was es Hertha insgesamt sehr schwer machte, konstruktiv nach vorne zu spielen. Immer wieder waren Brooks und Stark dazu gezwungen, den Ball zurück auf Jarstein zu spielen, wo selbst der Norweger noch Probleme hatte, einen sicheren langen Ball zu spielen.
Zielspieler für solche Pässe war meist Vedad Ibisevic, alternativ wurde die rechte Berliner Seite gesucht. Interessant war in diesem Kontext, dass sich Herthas Flügelspieler mit dem Ball deutlich zentraler als sonst bewegten, wodurch lange Bälle auf Ibisevic nicht die schlechteste Lösung zu sein schienen, da man inmerhin etwas Präsenz in der nahen Umgebung hatte. Oft landete der Ball dann auf der rechten Außenbahn, wo Pekarik aufgrund der eingerückten Position Weisers oft weiter aufrücken konnte und darauf einige Bälle erhielt. Allerdings hatte er in solchen Szenen kaum Verbindungen zurück zur Mitte, auch bei Unterstützung durch Skjelbred und Mitchell Weiser kam es am Ende oft zu ineffektiven Flanken.
Während Skjelbred in solchen Szenen aufrückte, verblieb Lustenberger zumeist tiefer, war dabei aber oft auch nicht anspielbar, was angesichts seiner Stärke bei aufrückenden Läufen im letzten Drittel etwas schade war.
Etwas konstruktiver kam Hertha nach vorne, wenn es einer der Innenverteidiger mal schaffte, am Gladbacher Sturm vorbeizudribbeln oder einer der vier Offensivspieler, am ehesten Kalou, sein Team durch eine Einzelaktion nach vorne brachte. Der Ivorer zeigte hier einmal mehr seine herausragenden Qualitäten im Dribbling auf engstem Raum und war so natürlich auch im Umschaltmoment sehr wertvoll. Auch Vedad Ibisevic hatte einige gute Momente im Halten und Weiterleiten des Balles, teilweise sogar mit der Hacke. Dennoch kam Hertha in den ersten Minuten nicht konstant zu Chancen, was auf gegnerischer Seite aber auch kaum anders war.
Wie schon gegen Hoffenheim musste Hertha ohne Ball eine konstante Aufbaudreierkette verteidigen. Nachdem sich Dardai beim letzten Mal für ein 4-1-4-1 mit engen Flügelspielern entschieden hatte, im Rückstand aber auf ein 4-4-1-1 umgestellt hatte, begann Hertha nun in einem 4-2-3-1, das sich als eine Mischung aus beiden beim letzten Mal genutzten Systemen herausstellte. Einerseits waren die Flügelspieler ähnlich wie in Hoffenheim sehr eng und auch merklich vor den Sechsern positioniert, andererseits war Kalou kein dritter Sechser bzw. Achter, sondern bewegte sich vornehmlich im Zehnerraum. Da er von dort aus oft Strobl oder Kramer verfolgte, kam es aber auch vor, dass er zwischen Lustenberger und Skjelbred, oder auch neben beide zurückfiel. Sollte sich einer der Gladbacher fallen lassen, hielt Kalou seine Position und sicherte zusammen mit Ibisevic den eigenen Zehnerraum.
Zwar war den Gladbachern so erstmal das Zentrum versperrt, sie konnten aber dennoch problemlos den Ball laufen lassen, da Hertha kaum mal den Eindruck erwägte, die Gladbacher Dreierkette zu pressen. Nur Weiser lief häufiger mal Jantschke an, weshalb das Aufbauspiel der Borussia oft auf die rechte Seite und hin zu Elvedi gelenkt wurde. Der Schweizer konnte dann andribbeln und Herrmann in Szene setzen, über den Gladbach in der Anfangsphase zu einigen Durchbrüchen kam. Alternativ öffnete sich auch die Schnittstelle zwischen Haraguchi und Lustenberger immer mehr, je weiter Gladbach vorrückte, da Herthas Flügelspieler dann oft zurückwichen; insgesamt wurden diese Szenen zu passiv verteidigt, was einiges an unnötiger Gefahr zuließ.
Da, wie beschrieben, Hertha ziemlich passiv war und schnell zurückfiel, konnte die Fohlenelf auch einige Pässe auf die zurückfallenden Stürmer anbringen. Bei der Verteidigung solcher Szenen tat sich dann häufiger mal Per Skjelbred hervor, der dabei die Körperhaltung mit dem Rücken zum Tor als Timing seiner Zweikämpfe ausmachte.
Etwas überraschend fiel dann das 1:0 nach einer Flanke von Weiser. Bis auf etwas mehr Ballbesitz für Gladbach änderte sich erstmal nichts, bis sich Herrmann verletzte, das 2:0 fiel und Kramer mit Gelb-Rot vom Platz musste. Andre Schubert reagierte darauf mit der Einwechslung Johnsons und einer 3-4-2-Formation bis zur Halbzeit, wodurch es seinem Team gelang, Hertha bis zur Halbzeit gut in Schach zu halten.
Zum zweiten Durchgang stellte Schubert dann auf ein 4-4-1 um, wofür Jantscke auf die Sechs rückte, der für Strobl eingewechselte Korb Rechtsverteidiger wurde und Stindl den Achter hinter Raffael gab. Durch die nun verminderte Präsenz der Gladbacher in der ersten Pressinglinie konnten die Innenverteidiger den Ball noch ruhiger zirkulieren lassen. Zu Beginn der zweiten Halbzeit positionierten sich Herthas Flügelspieler dann noch sehr breit und wollten schließlich in den geöffneten Halbräumen den Ball empfangen.
Ein Gladbacher Problem war es hierbei, wie auch in vielen anderen Situationen, dass man trotz der Unterzahlsituation immer noch einigermaßen mannorientiert verteidigte. So wurde es Hertha erleichtert, Haraguchi und Weiser direkt anzuspielen. Dass dies nicht häufiger geschah, lag wohl auch daran, dass Gladbach in einigen Situationen immer noch mutig nach vorne verteidigte. So rückte Stindl sehr oft neben Raffael auf und konnte so den einfachen Berliner Ballvortrag verhindern. Beide schafften es auch durch das gute Timing dieser Bewegungen keine Pässe in das nun mehr oder weniger verwaiste Mittelfeldzentrum mehr zuzulassen. Dauerhaft wurde das aber nicht praktiziert, sondern vielmehr immer mal wieder eingestreut.
In Szenen mit nur Raffael als einziger Pressingspitze ließen sich oft auch Skjelbred und der für Lustenberger eingewechselte Allan vor die Innenverteidiger fallen, um selber das Spiel zu eröffnen. Auch hier entstand jedoch keine wirkliche Gefahr. Insgesamt muss man anerkennen, dass Gladbach kaum etwas zuließ: wenngleich die Unterzahl nicht komplett kaschiert werden konnte, so kam Hertha beispielsweise leichter von den Flügeln in die Halbräume. Aber auch mit etwas zentraleren Flügelspielern im weiteren Verlauf entstand nur noch das 3:0, während Gladbach selbst sogar noch ein paar Chancen hatte.
Die Fohlen agierten mit Ball nämlich tatsächlich noch recht ambitioniert, denn man musste zwar mit einem Mann weniger angreifen, wenn bei Gladbach aber Johnson und Hofmann einrückten, konnte man den Ball im Zusammenspiel mit Stindl und Raffael ordentlich halten. Der ehemalige Hannoveraner konnte manchmal sogar im Alleingang dafür sorgen, dass seine Mannschaft weiter aufrückte, indem er zu ziemlich weiträumigen Dribblings ansetzte. Versuche der Hertha, das Gladbacher Aufbauspiel durch frühes Anlaufen unter Druck zu setzen, wurden schnell wieder eingestellt. Auch in diesem Kontext war wieder eine Mannorientierung kritisch zu betrachten, nämlich die von Salomon Kalou (meist auf Tony Jantschke), die den Innenverteidigern mehr Räume gab als sie den Mittelfeldspielern gab. Dennoch war Herthas Leistung im Pressing alles in allem wieder einmal mehr als ordentlich.
Fazit: Letztlich war wohl auch viel Glück dabei und der Endstand deutlich zu hoch, dennoch hat Hertha wieder einmal bewiesen, dass man auch mit individuell gleichwertigen Teams sehr gut mithalten kann, was auch jetzt schon als Steigerung zur letzten Saison betrachtet werden kann.